„Eure ganzen Wandervideos sind schön, aber was ist eigentlich mit den Stränden?“ fragte eine meiner deutschen Freundinnen kürzlich. Tja, mit den Stränden ist das hier auf Statia so eine Sache. Wind und Wellen knabbern immer wieder am Sand auf der karibischen Seite. Die atlantische gilt generell als zu wild zum Schwimmen. Dann gibt es noch steinige Buchten, die mal mehr, mal weniger mit Sand bedeckt sind.

Mehr als nur Schein

Auch wenn wir es lieben, am Strand spazieren zu gehen, Tiere zu beobachten und ganz einfach die Ruhe und Weite zu genießen, entsprechen die Strände auf Sint Eustatius nicht dem Klischeebild der Karibik. Dunkle Gesteinskörner vulkanischen Ursprungs mischen sich unter den weißen Korallensand. Schattierungen und Muster variieren im Laufe des Jahres genauso wie die Breite der Strände. Dieser immer währende Veränderung gefällt uns, da die Natur uns so vor Augen führt, dass die einzige Konstante im Leben der Wandel ist. Doch das Beste ist, dass wir Zeelandia und die angrenzenden Buchten, so sie denn erreichbar sind, meistens ganz für uns alleine haben. Das kommt uns ganz besonders entgegen seit wir Smokey haben (And then along comes Smokey – How we foster failed and adopted a rescue dog).

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Und dann sind da noch die tierischen Begegnungen, die uns den Tag versüßen. Wenn wir durch das seichte Wasser am Ufer waten, begleitet uns immer mal wieder ein Reiher. Pelikane ziehen gemächlich über uns hinweg, um dann pfeilschnell im Meer nach Fischen zu abzutauchen. Fregattvögel versuchen kleineren Seevögeln ihren Fang zu entwenden. Karibische Seeschwalben und Rotschnabel-Tropenvogel brüten in kleinen Höhlen entlang der Klippen.

Das Ende des Seins

Doch unser Naturparadies ist in Gefahr. Studien haben gezeigt, dass die Tropenvögel immer weiter draußen auf dem Meer nach Nahrung suchen müssen. Dadurch bleiben ihre Eier und Küken länger unbewacht und die Sterblichkeit nimmt zu. Im Falle, dass die eigentliche Nahrung knapp wird, greifen Vogeleltern in anderen Ecken der Welt auf das zurück, was sie am Strand und im Wasser finden. Das ist leider Müll. Wenn das Plastik ihnen nicht die Organe zerfetzt, verenden diese Vögel irgendwann hungrig mit dem Magen voller Abfall.

Daher möchte ich alle Leserinnen und Strandbesucher bitten, wenigstens ihren eigenen Müll wieder mitzunehmen. Noch besser wäre es, einfach ein paar zusätzliche Flaschen, Tüten oder Verpackungen einzusammeln (Keep your plastic and clean up the rest). Ich nehme mittlerweile immer einen Beutel mit, um auf dem Rückweg den Strand ein kleines Stückchen sauberer zu machen.

Natürlich wäre es ideal, wenn der Abfall gar nicht erst im Meer landen würde. Schließlich ist auch der Müll, den das Meer anschwemmt, menschengemacht. Strände auf einsamen Inseln sind vollkommen überladen mit Plastik, das je nach Material Jahrzehnte bis Jahrhunderte braucht, bis es in mikroskopisch kleine Teile zerfallen ist. Bis es so weit ist, heizen die kleinen Plastikstücke den Sand am Strand auf.

Wie Plastik den Meeresschildkröten einheizt

Das ist für die Barfußläufer*innen unter uns vielleicht unangenehm, für Meeresschildkröten wird es hingegen zu einer echten Bedrohung. Bislang kommen je nach Saison zwei bis drei verschiedene Arten Meeresschildkröten zur Eiablage nach Statia. Die Temperatur der Nester bestimmt das Geschlecht der Tiere. Mit steigenden Temperaturen werden immer mehr weibliche Schildkröten geboren, was die ohnehin gefährdeten Arten zusätzlich unter Druck setzt (Baby shower: Hatching hawksbill turtles).

Mikropartikel aus Plastik heizen nicht nur den Schildkröten ein, sondern gelangen auch in den Nährstoffkreislauf. Mittlerweile wurde Plastik sowohl in allen Meerestieren nachgewiesen als auch in uns Menschen selbst, darunter tief im Lungengewebe, im Blut und in der Muttermilch. Auf Statia braucht das Plastik, dafür gar nicht den Umweg über das Meer zu nehmen. Müll wird leider wird überall fallen, stehen und liegen gelassen. Die frei herumlaufenden Kühe, Schafe und Ziegen beißen immer wieder herzhaft zu am Plastikbuffet. Doch das ist eine andere Geschichte.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, nein, Statia hat keinen karibischen Postkartenstrand. Trotzdem bezaubert uns Zeelandia jedes Mal mit seiner Wildheit und den Tieren. Auf der karibischen Seite gehen wir schwimmen, schnorcheln, tauchen oder lassen ganz einfach den Tag ausklingen, während die Sonne im Meer versinkt. Obwohl ich ihr reichlich Video- und Fotomaterialen zu all dem geschickt habe, wird meine Freundin uns nicht besuchen. Das ist okay. Schließlich will ich ihr die Insel nicht mit falschen Versprechungen schmackhaft machen.

Strandreinigung im Dezember 2022

Diergaarde Blijdorp unterstützte St. Eustatius National Parks Foundation (STENAPA) bei ihren Bemühungen zum Schutz der Meeresschildkröten. Von dem Geld, das Zoobesucher*innen für das Projekt gespendet hatten, wurden Materialien angeschafft, um bei einer Strandsäuberungsaktion mit anschließendem Grillen mit möglichst vielen Teilnehmer*innen so viel Plastik wie möglich einzusammeln und darüber aufzuklären, auf welche Weise Plastikmüll den Meeresschildkröten schadet. Das Ergebnis gibt es bisher nur im Zoo in Rotterdam zu sehen und in diesem Facebook-Post des Tiergartens.

2 Kommentare

  1. Pingback:Let's talk scientifically! Pictures & marine ID

  2. Pingback:Wohin gehen sie? Freilaufendes Vieh auf Statia - Devocean Pictures

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